Test der Netatmo Wetterstation – die Wetterstation für Smartphones

Die Netatmo Wetterstation sieht edel aus, ist dabei aber nicht ganz billig. Standardmässig kostet das Starterset 179 Euro. Aber hin und wieder lässt es sich auch im Bereich von 119 bis 139 Euro erwerben. Lohnt sich der Kauf oder ist Gerät das nur eine Spielerei? Sehen wir uns die Wetterstation einmal im Detail an.

Netatmo Wetterstation – die Wetterstation für Smartphones
Netatmo Wetterstation – die Wetterstation für Smartphones

Design und Ausstattung

Die Wetterstation kommt als zweiteiliges Set daher. Dem Hauptmodul, das innen aufgestellt wird, liegt ein Außenmodul bei. Bereits nach dem Öffnen der Verpackung wird klar, dass es sich hier nicht um ein Billigprodukt handelt. Die Verpackung wirkt bereits sehr fertig und befindet sich durchaus mit den Apple-Verpackungen auf Augenhöhe.

Die Module der Wetterstation sind Zylinderförmig und aus einem Aluminium-Block gefräst. Insgesamt nimmt sich das Design sehr zurück und wirkt so sehr edel. Die Wetterstation muss sich also nicht verstecken – und das kann durchaus wörtlich genommen werden.

Die beiden Module sind mit einem längliche Ausschnitt versehen. Dieser dient zur Bestimmung des CO2-Wertes. Beim Hauptmodul übernimmt dieser Ausschnitt noch eine weitere Funktion, da sich hier ebenfalls eine LED befindet, die bei On-Demand-Messungen das Raumklima in Form einer Farbe ausgibt. Sollte der CO2-Wert in einem durch die Wetterstation überwachten Raum einen gewissen Wert übersteigen, wird dies hier farblich angezeigt.

Insgesamt lassen sich drei weitere Innenmodule und drei Aussenmodule an das Hauptmodul anbinden. Ein Aussenmodul wird bereits mit der Wetterstation erworben, ein Regen- und ein Windmesser lassen sich separat erwerben.

Mit drei zusätzlichen Innenmodulen lassen sich insgesamt vier Räume überwachen, was für die meisten Anwendungsfälle ausreichen dürfte. Eine maximal ausgebaute Netatmo-Station besteht also aus Hauptmodul, drei zusätzlichen Innenmodulen, dem Aussenmodul, einem Regen- und einem Windsensor.

Das Hauptmodul wird mittels WLAN mit dem nicht optionalen, aber kostenlosen, Netatmo-Konto verbunden. Die zusätzlichen Module liefern ihre Daten via Funksignal an das Hauptmodul, die diese dann das Netatmo-Konto übermittelt. Die Funktechnik ist ausgereift und so haben wir durch mehrere Wände hindurch noch vollen Ausschlag bei der Signalstärke.

In dem Netatmo-Konto sind bereits einige „Alerts“ hinterlegt. Ist auf dem Smartphone (iOS, Android oder Windows Phone) die kostenlose Netatmo-App installiert, werden diese „Alerts“ als Push-Benachrichtigung ausgegeben. Das hat durchaus einen praktischen Mehrwert, doch dazu später mehr.

Aufstellen der Wetterstation

Der günstigste Ort für das Hauptmodul ist der Raum, in dem wir uns am meisten aufhalten und von dem am einfachsten auf die Wetterstation zugegriffen werden kann um On-Demand-Messungen auslösen. In einem Intervall von 10 Minuten werden die Daten der einzelnen Module erfasst und gespeichert. On-Demand-Messungen können jederzeit stattfinden und lassen sich per Fingertipp auf das Hauptmodul durchführen. Das Hauptmodul selbst und alle angeschlossenen Innen- und Außenmodule führen dann eine Messung durch und übermitteln die erfassten Daten an die Netatmo-Server, der die erfolgte Messung zügig auf das Handy pushed.

Da das Hauptmodul auch einen Sonometer integriert hat, lässt sich daran auch der aktuelle Geräuschpegel ablesen. Es wäre also möglich, zu prüfen, ob und wann sich Personen in dem Raum befunden haben. Für die meisten von uns dürfte also das Wohnzimmer der geeignetste Ort sein, das Hauptmodul der Wetterstation aufzustellen.

Das Aussenmodul sollte, wie bei Wetterstation üblich, nicht in der prallen Sonne und vor Regen geschützt aufgestellt werden. Das Aussenmodul kann auch hängend angebracht werden, da ein entsprechender Schlitz an der Rückseite eingelassen ist. Ausserdem liegt der Netatmo Wetterstation ein Klebeband bei, mit dem sich das Aussenmodul an einer Stange befestigen lässt.

Ein Optimaler Ort für das Aussenmodul dürfte knapp unter einem Dachüberstand an der Nordseite des Hauses sein. Dort sind üblicherweise auch die Temperaturfühler von Heizungsanlagen angebracht.

Inbetriebnahme der Wetterstation

Die Wetterstation in Betrieb zu nehmen ist ziemlich simpel. Das Hauptmodul wird mit dem mitgelieferten Kabel mit dem Rechner verbunden und auf dem Rechner die URL http://start.netatmo.com aufgerufen. Wir werden dabei durch die einzelnen Schritte geleitet. Weitere Module lassen sich nach der ersten Einrichtung einfach mittels der Netatmo-App hinzufügen. Während der Installation wird die neueste Firmware installiert, so ist die Wetterstation gleich auf dem aktuellsten Stand. Eine Inbetriebnahme mittels Smartphone ist ebenfalls möglich. Der Vorteil ist hierbei, dass die WLAN-Zugangsdaten via Bluetooth vom Smartphone an die Wetterstation übermittelt werden können.

Nach der Inbetriebnahme lassen sich alle erfassten Daten in der Netatmo-App oder auf der Website https://my.netatmo.com einsehen.

Über die Website lassen sich die Daten auch als CSV oder direkt als Excel-Datei herunterladen. Ausserdem lassen sich Stationsgäste hinzufügen – da ist praktisch wenn alle Bewohner einer Wohnung Zugriff auf die Station haben sollen.

Sowohl die Website, als auch die App liefern eine Wettervorhersage für die nächsten sieben Tage. Über https://www.netatmo.com/weathermap/ ist es möglich, die Daten des Aussenmoduls für die Community freizugeben und so an einer globalen Wetterkarte mitzuwirken. Das ganze ist natürlich freiwillig.Standardmässig ist diese Teilnahme aktiviert, lässt sich aber sowohl über die Website als auch die App deaktivieren. Die eigene Wetterstation ist auf der Karte unabhängig von der Teilnahme sichtbar, wenn die Adresse entsprechend eingerichtet ist und man sich an dem Netatmo-Konto angemeldet hat.

(In meinem Wohnort konnte ich mindestens drei weitere Netatmo-Besitzer ausfindig machen.)

Das messen die Module

Es ist wichtig zu wissen, dass der Luftdruck innen und außen immer der gleiche ist. Daher ist es technisch gesehen egal, mit welchem Modul die Wetterstation den Luftdruck erfasst. Die Netatmo Wetterstation erfasst den Luftdruck überraschenderweise am Hauptmodul, also bitte nicht darüber wundern. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden von jedem Modul separat erfasst. Die Lautstärke wird, wie bereits erwähnt, ausschließlich am Hauptmodul erfasst. Hier noch mal eine Übersicht in Listenform:

Hauptmodul und Aussenmodul

  • Temperatur innen und aussen
  • Luftfeuchtigkeit innen und aussen
  • Luftdruck
  • CO2-Messung innen
  • Lautstärkemessung innen

Zusätzliche Innenmodule

  • Temperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • CO2-Messung

Anwendungsbeispiele für die Wetterstation

Die Wetterstation liefert personifizierte Meldungen, die als Push-Nachricht an das Smartphone gesendet werden. Einige sind dabei bereits voreingestellt – z.B. eine Unwetterwarnung oder eine Frostwarnung, wenn die Aussentemepratur einen Wert von drei Grad unterschreitet.

Das die Wetterstation einen nützlichen Mehrwert liefern kann, möchte ich noch mit zwei weiteren Anwendungsbeispielen belegen.

Prüfen und einstellen der Heizungsanlage mit Hilfe der Wetterstation

Da sich die Daten der Wetterstation auch als Kurven über einen längeren Zeitraum ausgeben lassen, ist es ein leichtes, zu prüfen, wie und wann die Heizungsanlage beginnt die Räume in der Wohnung aufzuheizen und damit aufhört.

Unser Wohnzimmer beispielsweise ist mit Heizkörpern und einer Fussbodenerwärmung ausgestattet und wird über eine Fernwärmetherme, an der Nutzungszeiten eingegeben werden können, versorgt.

Der Begriff „Nutzungszeit“ lässt vermuten, dass zum eingestellten Zeitpunkt bereits die gewünschte Temperatur erreicht ist. Die Netatmo Wetterstation hat uns nun gezeigt, dass die Therme allerdings zum gewählten Zeitpunkt erst beginnt, die Heizkörper aufzuheizen. Dieser Vorgang benötigt ca. 30 Minuten bis die gewünschte Temperatur erreicht ist. Die Heizungsanlage muss also 30 Minuten früher mit der Erwärmung beginnen.

Die gleiche Erkenntnis hätten wir sicher auch mit günstigeren Methoden gewonnen, aber so zeigt uns dies, dass die Wetterstation doch ein wenig mehr ist als eben nur „eine Wetterstation“.

Gezieltes Lüften

Wie schon beschrieben, lassen sich über die Website „Alerts“ einrichten und bearbeiten. Um unsere Zimmer nicht auskühlen zu lassen, aber ausreichend mit Frischluft zu versorgen haben wir zwei Alerts eingerichtet. Übersteigt der CO2-Wert einen definierten Wert (wir wählten 1400ppm), meldet sich die Wetterstation und es ist Zeit zum lüften. Unterschreitet der CO2-Wert einen Wert von 600ppm ist die Luft im Raum ziemlich gut und die Fenster können zeitnah wieder geschlossen werden.

Die Wetterstation beeinflusst auf diese Weise das Lüftungsverhalten positiv und es wird weniger „nach Gefühl“ gelüftet, sondern auf Basis von realen Daten.

Weitere Möglichkeiten

An Hand des bereits gewachsenen Netatmo-Universums und den Drittanbieter-Lösungen lässt sich schon erkennen, dass es sich bei der Wetterstation um ein ausgereiftes Produkt handelt.

Auch ist die Hausautomation eines der aktuellen, großen Themen und so ist es nicht verwunderlich, dass Netatmo neben der Wetterstation unter anderem auch einen Heizungsthermostat anbietet, der direkt mit der Wetterstation zusammenarbeiten kann. Aber auch über dritte Dienste lässt sich die Wetterstation in bereits existierende Systeme einbinden. So ist es zum Beispiel möglich, das Netatmo-Konto mittels IFTTT (if this than that) an die Philips HUE-Lampen anzubinden. Ein Beispiel wäre das ändern der Raumbeleuchtung, wenn der CO2-Wert einen bestimmten Anteil überschreitet. Weitere Beispiele zur Automation mittels IFTTT finden sich hier.

Außerdem lässt sich zum Beispiel mittels der App „Weather Pro“ auf die Netatmo-Date zugreifen.

Es gibt auch weitere Drittanbieter-Apps, die die Daten des Netatmo-Kontos auswerten können. Eine ausgefeiltere Software für iOS ist das kostenlose Programm myAtmo, dass eine alternative Darstellung der Daten bietet und viele Daten direkt ausgibt, die in der Netatmo-App nur über Umwege oder gar nicht zu erreichen sind.

Mein Fazit

Die Wetterstation ist mit bis zu 179 Euro sicher nicht ganz billig, ist aber sehr gut verarbeitet und weit mehr als ein Spielzeug, da sie auch praktischen Nutzen im Alltag bietet. Das gelungene Design rundet die Wetterstation ab – eine klare Kaufempfehlung von meiner Seite.

★★★★★ (5/5)

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